Tag 11
6月19日
舞会归来,维特依旧恋恋不舍,他向绿蒂提出了当日再次来访的请求,绿蒂欣然同意。
6月21日
维特沉浸在了爱情中,这里的一切在他的眼中都成了美景,令他欣喜不已。
6月29日
维特和孩子们在一起的快乐令一位教条刻板的医生感到厌恶,但是崇尚平等自由的维特却不以为然,他从内心发出了对自然的人性的呼唤。
Am 19.Junius
Wo ich neulich mit meiner Erzählung geblieben bin,weiß ich nicht mehr; das weiß ich,daß es zwei Uhr des Nachts war,als ich zu Bette kam,und daß,wenn ich dir hätte vorschwatzen(聊天)können,statt zu schreiben,ich dich vielleicht bis an den Morgen aufgehalten hätte.
Was auf unserer Hereinfahrt vom Balle geschehen ist,habe ich noch nicht erzählt,habe auch heute keinen Tag dazu.
Es war der herrlichste Sonnenaufgang.Der tröpfelnde(tröpfeln 滴露水,第一分词意为滴着露水的)Wald und das erfrischte Feld umher!Unsere Gesellschafterinnen nickten ein(ein /nicken 打盹儿).Sie fragte mich,ob ich nicht auch von der Partie sein(一同,一起,此处指和其他人一样小睡片刻)wollte; ihretwegen(因为她的缘故)sollt' ich unbekümmert(不用担心的)sein.— ”So lange ich diese Augen offen sehe“,sagte ich und sah sie fest an,”so lange hat's keine Gefahr“.— Und wir haben beide ausgehalten bis an ihr Tor,da ihr die Magd leise aufmachte und auf ihr Fragen versicherte,daß Vater und Kleine wohl seien und alle noch schliefen.Da verließ ich sie mit der Bitte,sie selbigen(= derselbe 同一个的)Tags noch sehen zu dürfen; sie gestand mir's zu(zu /gestehen承认),und ich bin gekommen — und seit der Zeit können Sonne,Mond und Sterne geruhig ihre Wirtschaft treiben,ich weiß weder daß Tag noch daß Nacht ist,und die ganze Welt verliert sich um mich her.[1]
Am 21.Junius
Ich lebe so glückliche Tage,wie sie Gott seinen Heiligen ausspart(aus /sparen留给); und mit mir mag werden was will,so darf ich nicht sagen,daß ich die Freuden,die reinsten Freuden des Lebens nicht genossen habe.[2] — du kennst mein Wahlheim; dort bin ich völlig etabliert(定居了的),von da habe ich nur eine halbe Stunde zu Lotten,dort fühl' ich mich selbst und alles Glück,das dem Menschen gegeben ist.
Hätt' ich gedacht,als ich mir Wahlheim zum Zwecke(m.= Ziel n.目的)meiner Spaziergänge wählte,daß es so nahe am Himmel läge!Wie oft habe ich das Jagdhaus,das nun alle meine Wünsche einschließt(ein /schließen 含有),auf meinen weiten Wanderungen,bald vom Berge,bald von der Eben über den Fluß gesehen![3]
Lieber Wilhelm,ich habe allerlei nachgedacht,über die Begier(f.欲望)im Menschen,sich auszubreiten,neue Entdeckungen zu machen,herumzuschweifen; und dann wieder über den inneren Trieb,sich der Einschränkung willig zu ergeben(sich ergeben 甘于),in dem Gleise(m.轨道,此处指约束)der Gewohnheit so hinzufahren und sich weder um Rechts noch um Links zu bekümmern(操心).
Es ist wunderbar: wie ich hierher kam und vom Hügel in das schöne Tal schaute,wie es mich rings umher anzog.— Dort das Wäldchen!— Ach könntest du dich in seine Schatten mischen!— Dort die Spitze des Berges!— Ach könntest du von da die weite Gegend überschauen(俯视,一览)!— Die ineinander geketteten Hügel und vertrau-lichen Täler!— O könnte ich mich in ihnen verlieren![4] — Ich eilte hin,und kehrte zurück,und hatte nicht gefunden,was ich hoffte.[5] O es ist mit der Ferne wie mit der Zukunft!
Ein großes dämmerndes Ganze ruht vor unserer Seele,unsere Empfindung verschwimmt(verschwimmen 变得模糊)darin wie unser Auge,und wir sehnen uns,ach!Unser ganzes Wesen hinzugeben,uns mit aller Wonne eines einzigen,großen,herrlichen Gefühls ausfüllen zu lassen.—Und ach!Wenn wir hinzueilen,wenn das Dort nun Hier wird,ist alles vor wie nach,und wir stehen in unserer Armut,in unserer Eingeschränktheit,und unsere Seele lechzt nach entschlüpftem(entschlüpfen 消散,第二分词意为消散掉的)Labsale(n.令人倾心,恢复精神之物).[6]
So sehnt sich der unruhigste Vagabund(m.流浪之人)zuletzt wieder nach seinem Vaterlande und findet in seiner Hütte,an der Brust seiner Gattin,in dem Kreise seiner Kinder,in den Geschäften zu ihrer Erhaltung die Wonne,die er in der weiten Welt vergebens(徒劳无功地)suchte.[7]
Wenn ich des Morgens mit Sonnenaufgange hinausgehe nach meinem Wahlheim und dort im Wirtsgarten mir meine Zuckererbsen selbst pflücke,mich hinsetze,sie abfädne(ab /fädeln 抽去豆荚上的筋)und dazwischen in meinem Homer lese; wenn ich in der kleinen Küche mir einen Topf wähle,mir Butter aussteche,Schoten(f.豆荚)ans Feuer stelle,zudecke und mich dazusetze,sie manchmal umzuschütteln(um /schütteln 翻一翻,搅一搅): da fühl' ich so lebhaft,wie die übermütigen Freier der Penelope(佩涅洛佩)[8] Ochsen und Schweine schlachten,zerlegen und braten.Es ist nichts,das mich so mit einer stillen,wahren Empfindung ausfüllte als die Züge patriarchalischen Lebens,die ich,Gott sei Dank,ohne Affektation(f.矫揉造作)in meine Lebensart verweben(穿插,交织)kann.[9]
Wie wohl ist mir's,daß mein Herz die simple,harmlose Wonne des Menschen fühlen kann,der ein Krauthaupt(n.卷心菜)auf seinen Tisch bringt,das er selbst gezogen,und nun nicht den Kohl allein,sondern all die guten Tage,den schönen Morgen,da er ihn pflanzte,die lieblichen Abende,da er ihn begoß(begießen 浇水),und da er an dem fortschreitenden Wachstum seine Freude hatte,alle in einem Augenblicke wieder mitgenießt(mit /genießen 一同享受).[10]
Am 29.Junius
Vorgestern kam der Medikus(m.医生)hier aus der Stadt hinaus zum Amtmann und fand mich auf der Erde unter Lottens Kindern,wie einige auf mir herumkrabbelten(herum /krabbeln 爬来爬去),andere mich neckten,und wie ich sie kitzelte(kitzeln 挠痒痒)und ein großes Geschrei mit ihnen erregte.Der Doktor,der eine sehr dogmatische(古板的,教条的)Drahtpuppe(f.木偶)ist,unterm Reden seine Manschetten(f.袖口)in Falten(f.褶儿)legt und einen Kräusel(m.绉领)ohne Ende herauszupft(heraus /zupfen 向外扯),fand dieses unter der Würde(f.体面,尊严)eines gescheiten(聪明的)Menschen;[11] das merkte ich an seiner Nase.Ich ließ mich aber in nichts stören,ließ ihn sehr vernünftige Sachen abhandeln(讨论)und baute den Kindern ihre Kartenhäuser(n.纸牌屋)wieder,die sie zerschlagen hatten.Auch ging er darauf in der Stadt herum und beklagte,des Amtmanns Kinder wären so schon ungezogen(没有教养的)genug,der Werther verderbe sie nun völlig.
Ja,lieber Wilhelm,meinem Herzen sind die Kinder am nächsten auf der Erde.Wenn ich ihnen zusehe und in dem kleinen Dinge die Keime(m.萌芽)aller Tugenden,aller Kräfte sehe,die sie einmal so nötig brauchen werden; wenn ich in dem Eigensinne künftige Standhaftigkeit(f.坚定)und Festigkeit des Charakters,in dem Mutwillen guten Humor und Leichtigkeit,über die Gefahren der Welt hinzuschlüpfen,erblicke,alles so unverdorben,so ganz!—Immer,immer wiederhole ich dann die goldenen Worte des Lehrers der Menschen:”wenn ihr nicht werdet wie eines von diesen!“Und nun,mein Bester,sie,die unseresgleichen sind,die wir als unsere Muster ansehen sollten,behandeln wir als Untertanen(m.臣民,奴隶).Sie sollen keinen Willen haben!— Haben wir denn keinen?Und wo liegt das Vorrecht(n.特权)?— Weil wir älter sind und gescheiter![12] — Guter Gott von deinem Himmel,alte Kinder siehst du und junge Kinder,und nichts weiter; und an welchen du mehr Freude hast,das hat dein Sohn(此处指耶稣基督)schon lange verkündigt.Aber sie glauben an ihn und hören ihn nicht— das ist auch was Altes!— Sie bilden ihre Kinder nach sich und — Adieu,Wilhelm!Ich mag darüber nicht weiter radotieren(费口舌,饶舌).
【注释】
[1]虽然维特知道绿蒂已经身许他人,但他心中对她那炽热的爱使得他日后频繁拜访绿蒂,他的生活从此也发生了巨大的变化。
[2]在与绿蒂见面之后,维特倍感幸福,他认为这是最快乐的事情,这一点从这里的上帝给予圣徒的日子这个比喻便可以看出。
[3]自打认识了绿蒂,维特觉得瓦尔海姆这个小地方宛若天堂,小小的猎庄藏有他所有的愿望,从这些句子中读者可以清楚地看到他对绿蒂的爱。
[4]自从结识了绿蒂,原本就美好的乡村美景在维特的眼中变得更加美好。
[5]维特欣喜而去,却空手而归,他的心中只有绿蒂。
[6]这里描述了梦幻与现实之间的差距,这让维特的内心十分痛苦。
[7]这里写出了回归故里以及朴实的生活才是真正的幸福这一真谛。
[8]佩涅洛佩(Penelope),荷马史诗《奥德赛》中主人公奥德修斯之妻,在其夫出征的漫长岁月里,她面对无数追求者始终忠贞无二,期间有大量的求婚者曾在她的家里杀猪宰牛,大摆宴席,文中所说的宰牛杀猪就是在描写这一场景。
[9]古代宗法社会规定的生活再一次出现在了维特的眼前,这与 5 月12 日信件结尾处的描写呼应。
[10]真正地融入并参与生活,才能享受生活所带来的快乐。
[11]这位医生是一位刻板之人,从这里的动作描写我们便可以一目了然。
[12]最后一句颇具讽刺含义的话语描述了当时社会的黑暗现实,所以维特在此发出了崇尚自由平等的呼声。