Tag 48
维特让自己的仆人以出游这一理由前往阿尔伯特那里借来了手枪……
Gegen eilfe fragte Werther seinen Bedienten,ob wohl Albert zurückgekommen sei?Der Bediente sagte: ja,er habe dessen Pferd dahinführen sehen.Darauf gibt ihm der Herr ein offenes Zettelchen des Inhalts: ”Wollten Sie mir wohl zu einer vorhabenden Reise Ihre Pistolen leihen?Leben Sie recht wohl!“
Die liebe Frau hatte die letzte Nacht wenig geschlafen; was sie gefürchtet hatte,war entschieden,auf eine Weise entschieden,die sie weder ahnen noch fürchten konnte.Ihr sonst so rein und leicht fließendes Blut war in einer fieberhaften Empörung,tausenderlei Empfindungen zerrütteten das schöne Herz.[1] War es das Feuer von Werthers Umarmungen,das sie in ihrem Busen fühlte?War es Unwille über seine Verwegenheit(f.放肆之举)?War es eine unmutige Vergleichung ihres gegenwärtigen Zustandes mit jenen Tagen ganz unbefangener(无拘无束的),freier Unschuld und sorglosen Zutrauens an sich selbst?Wie sollte sie ihrem Manne entgegengehen,wie ihm eine Szene bekennen,die sie so gut gestehen durfte,und die sie sich doch zu gestehen nicht getraute?Sie hatten so lange gegen einander geschwiegen,und sollte sie die erste sein,die das Stillschweigen(n.沉默)bräche und eben zur unrechten Zeit ihrem Gatten eine so unerwartete Entdeckung machte?Schon fürchtete sie,die bloße Nachricht von Werthers Besuch werde ihm einen unangenehmen Eindruck machen,und nun gar diese unerwartete Katastrophe(f.灾难,这里指维特失控后的举动)!Konnte sie wohl hoffen,daß ihr Mann sie ganz im rechten Lichte sehen,ganz ohne Vorurteil aufnehmen würde?Und konnte sie sich wünschen,daß er in ihrer Seele lesen möchte?Und doch wieder,konnte sie sich verstellen gegen den Mann,vor dem sie immer wie ein kristallhelles Glas offen und frei gestanden und dem sie keine ihrer Empfindungen jemals verheimlicht noch verheimlichen können?Eins und das andere machte ihr Sorgen und setzte sie in Verlegenheit; und immer kehrten ihre Gedanken wieder zu Werthern,der für sie verloren war,den sie nicht lassen konnte,den sie — leider!— sich selbst überlassen mußte,und dem,wenn er sie verloren hatte,nichts mehr übrig blieb.[2]
Wie schwer lag jetzt,was sie sich in dem Augenblick nicht deutlich machen konnte,die Stockung(f.压力,压抑)auf ihr,die sich unter ihnen festgesetzt hatte!So verständige,so gute Menschen fingen wegen gewisser heimlicher Verschiedenheiten unter einander zu schweigen an,jedes dachte seinem Recht und dem Unrechte des andern nach,und die Verhältnisse verwickelten(sich verwickeln 纠缠)und verhetzten(sich verhetzen 混乱)sich dergestalt,daß es unmöglich ward,den Knoten eben in dem kritischen(危急的)Momente,von dem alles abhing,zu lösen.Hätte eine glückliche Vertraulichkeit sie früher wieder einander näher gebracht,wäre Liebe und Nachsicht(f.宽容,忍让)wechselsweise unter ihnen lebendig worden und hätte ihre Herzen aufgeschlossen(auf /schließen 打开),vielleicht wäre unser Freund noch zu retten gewesen.
Noch ein sonderbarer Umstand kam dazu.Werther hatte,wie wir aus seinen Briefen wissen,nie ein Geheimnis daraus gemacht(ein Geheimnis aus etw.< D >macht 隐瞒某事),daß er sich diese Welt zu verlassen sehnte.Albert hatte ihn oft bestritten,auch war zwischen Lotten und ihrem Mann manchmal die Rede davon gewesen.Dieser,wie er einen entschiedenen(坚决的)Widerwillen gegen die Tat empfand,hatte auch gar oft mit einer Art von Empfindlichkeit,die sonst ganz außer seinem Charakter lag,zu erkennen gegeben,daß er an dem Ernst eines solchen Vorsatzes sehr zu zweifeln Ursach'finde,er hatte sich sogar darüber einigen Scherz erlaubt und seinen Unglauben(=Zweifel 这里指怀疑,疑虑)Lotten mitgeteilt.[3] Dies beruhigte sie zwar von einer Seite,wenn ihre Gedanken ihr das traurige Bild vorführten,von der andern aber fühlte sie sich auch dadurch gehindert,ihrem Manne die Besorgnisse mitzuteilen,die sie in dem Augenblicke quälten.
Albert kam zurück,und Lotte ging ihm mit einer verlegenen Hastigkeit(f.匆忙,慌乱)entgegen,er war nicht heiter,sein Geschäft war nicht vollbracht,er hatte an dem benachbarten Amtmanne einen unbiegsamen(顽固的),kleinsinnigen(思想狭隘的)Menschen gefunden.Der üble Weg auch hatte ihn verdrießlich gemacht.
Er fragte,ob nichts vorgefallen(vor /fallen 发生)sei,und sie antwortete mit Übereilung(f.慌忙,慌张): Werther sei gestern abends dagewesen.Er fragte,ob Briefe gekommen,und er erhielt zur Antwort,daß ein Brief und Pakete auf seiner Stube lägen.Er ging hinüber,und ließ Lotte allein.Die Gegenwart des Mannes,den sie liebte und ehrte,hatte einen neuen Eindruck in ihr Herz gemacht.Das Andenken seines Edelmuts(m.高尚),seiner Liebe und Güte hatte ihr Gemüt mehr beruhigt,sie fühlte einen heimlichen Zug,ihm zu folgen,sie nahm ihre Arbeit und ging auf sein Zimmer,wie sie mehr zu tun pflegte.[4] Sie fand ihn beschäftigt,die Pakete zu erbrechen und zu lesen.Einige schienen nicht das Angenehmste zu enthalten.Sie tat einige Fragen an ihn,die er kurz beantwortete,und sich an den Pult stellte,zu schreiben.
Sie waren auf diese Weise eine Stunde nebeneinander gewesen,und es ward immer dunkler in Lottens Gemüt.Sie fühlte,wie schwer es ihr werden würde,ihrem Mann,auch wenn er bei dem besten Humor wäre,das zu entdecken,was ihr auf dem Herzen lag; sie verfiel in eine Wehmut,die ihr um desto ängstlicher ward,als sie solche zu verbergen und ihre Tränen zu verschlucken suchte.
Die Erscheinung von Werthers Knaben setzte sie in die größte Verlegenheit; er überreichte Alberten das Zettelchen,der sich gelassen nach seiner Frau wendete und sagte: ”gib ihm die Pistolen.“— ”Ich lasse ihm glückliche Reise wünschen.“sagte er zum Jungen.[5] — Das fiel auf sie wie ein Donnerschlag,sie schwankte aufzustehen,sie wußte nicht,wie ihr geschah.Langsam ging sie nach der Wand,zitternd nahm sie das Gewehr herunter,putzte den Staub ab und zauderte,und hätte noch lange gezögert,wenn nicht Albert durch einen fragenden Blick sie gedrängt hätte.Sie gab das unglückliche Werkzeug dem Knaben,ohne ein Wort vorbringen zu können,und als der zum Hause hinaus war,machte sie ihre Arbeit zusammen,ging in ihr Zimmer,in dem Zustande der unaussprechlichsten Ungewißheit(f.不安).Ihr Herz weissagte(weissagen 预感)ihr alle Schrecknisse.Bald war sie im Begriffe,sich zu den Füßen ihres Mannes zu werfen,ihm alles zu entdecken,die Geschichte des gestrigen Abends,ihre Schuld und ihre Ahnungen.Dann sah sie wieder keinen Ausgang(m.出口,这里意为希望)des Unternehmens,am wenigsten konnte sie hoffen,ihren Mann zu einem Gange nach Werthern zu bereden(说服).[6] Der Tisch ward gedeckt,und eine gute Freundin,die nur etwas zu fragen kam,gleich gehen wollte — und blieb,machte die Unterhaltung bei Tische erträglich; man zwang sich,man redete,man erzählte,man vergaß sich.
Der Knabe kam mit den Pistolen zu Werthern,der sie ihm mit Entzücken abnahm,als er hörte,Lotte habe sie ihm gegeben.Er ließ sich Brot und Wein bringen,hieß den Knaben zu Tische gehen und setzte sich nieder,zu schreiben.
”Sie sind durch deine Hände gegangen,du hast den Staub davon geputzt,ich küsse sie tausendmal,du hast sie berührt!Und du,Geist des Himmels,begünstigst(begünstigen 促成)meinen Entschluß,und du,Lotte,reichst mir das Werkzeug,du,von deren Händen ich den Tod zu empfangen wünschte,und ach!Nun empfange.O ich habe meinen Jungen ausgefragt(aus /fragen 详细询问).Du zittertest,als du sie ihm reichtest,du sagtest kein Lebewohl!— Wehe!Wehe!Kein Lebewohl!— Solltest du dein Herz für mich verschlossen haben,um des Augenblicks willen,der mich ewig an dich befestigte?Lotte,kein Jahrtausend vermag den Eindruck auszulöschen!Und ich fühle es,du kannst den nicht hassen,der so für dich glüht.“[7]
Nach Tische hieß er den Knaben alles vollends(Adv.完全地,完整地)einpacken,zerriß viele Papiere,ging aus und brachte noch kleine Schulden in Ordnung.Er kam wieder nach Hause,ging wieder aus vors Tor,ungeachtet des Regens,in den gräflichen(Adj.伯爵的)Garten,schweifte weiter in der Gegend umher und kam mit anbrechender(Adj.降临的)Nacht zurück und schrieb.
”Wilhelm,ich habe zum letzten Male Feld und Wald und den Himmel gesehen.Leb wohl auch du!Liebe Mutter,verzeiht mir!Tröste sie,Wilhelm!Gott segne euch!Meine Sachen sind alle in Ordnung.Lebt wohl!Wir sehen uns wieder und freudiger.“[8]
”Ich habe dir Übel gelohnt,Albert,und du vergibst mir.Ich habe den Frieden deines Hauses gestört,ich habe Mißtrauen(n.不信任,猜忌)zwischen euch gebracht.Lebe wohl!Ich will es enden.O daß ihr glücklich wäret durch meinen Tod!Albert!Albert!Mache den Engel(m.天使,指绿蒂)glücklich!Und so wohne Gottes Segen über dir!“
Er kramte(kramen 翻寻)den Abend noch viel in seinen Papieren,zerriß vieles und warf es in den Ofen,versiegelte einige Päcke mit den Adressen an Wilhelm.Sie enthielten kleine Aufsätze,abgerissene Gedanken,deren ich verschiedene gesehen habe; und nachdem er um zehn Uhr Feuer hatte nachlegen(添加柴火)und sich eine Flasche Wein geben lassen,schickte er den Bedienten,dessen Kammer wie auch die Schlafzimmer der Hausleute weit hinten hinaus waren,zu Bette,der sich dann in seinen Kleidern niederlegte,um frühe bei der Hand(指仆人可以早早为其服务)zu sein; denn sein Herr hatte gesagt,die Postpferde(n.驿站马车)würden vor sechse vors Haus kommen.
【注释】
[1]绿蒂此时也心乱如麻,她被维特的真爱所感动,但与此同时,她内心充满罪孽感,她对自己的行为感到懊悔。
[2]这里详细描述了绿蒂矛盾的心理,如果她向阿尔伯特坦白她和维特之间所发生的事情,她担心他会恼羞成怒;如果她选择隐瞒,她又要受到良心上的谴责,这让她左右为难。
[3]阿尔伯特早在一开始就对自杀表现出了十足的反感,从维特一再提到离开人世这一点上,他就看出了维特有这种可怕的想法,可惜的是他从未正视此事。
[4]绿蒂表面佯装镇定,但内心其实早已是方寸大乱,她难以放下对维特的担心和牵挂。
[5]得知维特要出门远游,阿尔伯特表面上摆出一副漫不经心的样子,其实他内心却在窃窃自喜。
[6]绿蒂内心忐忑不安,七上八下,她在犹豫是否要和丈夫说明她和维特之间发生的事情,她希望能说服丈夫至少前往维特那里,以避免她心中的不测变成现实。
[7]虽然和绿蒂的亲吻和拥抱是一瞬间的事情,但是这在维特的心里已成永恒。
[8]这里是维特同他的母亲及好友的告别,字里行间充满了凄凉的感觉。